PA-TRES - Gesunder Lebensstil in der Pflegeausbildung

PA-TRES

PA-TRES „Pflege-Ausbildung – Training, Raucherberatung, Ernährung, Stressbewältigung“

Hintergrund

Abschlussbericht Projekt PA-TRES Es bestehen bereits vielfältige Forschungen, Aktivitäten und Angebote zu Tabakkonsumprävention und Tabakentwöhnungsprogrammen. Der Anteil der Raucher unter jungen Erwachsenen hat sich seit einigen Jahren reduziert, was auf Tabakpräventionsprogramme zurückgeführt wird (Lampert, 2011). Dennoch rauchen junge Erwachsene zwischen 18 und 29 am häufigsten (GEDA, 2009). Studien zeigen außerdem, dass der Anteil der Raucher bei Auszubildenden im Pflegeberuf deutlich höher liegt als in der Allgemeinbevölkerung (Kröger, Piontek & Donath, 2006). Dies ist – neben dem gesundheitlichen Risiko für die individuelle Person – aufgrund der Vorbildfunktion im zukünftigen Gesundheitswesen besonders problematisch. Der Anteil rauchender Personen in Deutschland ist in den letzten Jahren insgesamt zurückgegangen. Nach der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) aus dem Jahr 2013 (Lampert et al., 2013) rauchen jedoch immer noch 32,6 % der Männer und 26,9 % der Frauen zwischen 18 und 79 Jahren. Am häufigsten rauchen junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 29 Jahren (38 % Frauen, 43 % Männer). Der Pflegeberuf muss als ein Risikofaktor des Rauchens betrachtet werden. Der Anteil der Rauchenden beträgt hier 40 % - 50 % (DHS, 2010), was – neben dem gesundheitlichen Risiko für die individuelle Person – besonders problematisch ist, wenn man die Vorbildfunktion im Gesundheitsberuf bedenkt. Dabei ist die Rauchprävalenz schon in der Ausbildung zum Pflegeberuf hoch (Kröger et al., 2006; Vitzthum et al., 2013). Mögliche Gründe für die hohen Raucherraten unter Auszubildenden im Pflegeberuf sind schulische und berufliche Belastungen, die soziale Funktion des Rauchens und die Möglichkeit, sich durch Tabakkonsum zusätzliche Arbeitspausen zu schaffen (Kolleck, 2004). Das Bundesministerium für Gesundheit hat deshalb ein Projekt ausgeschrieben, mit dem Anliegen, spezifische Angebote für diese Zielgruppe bereits in der Ausbildung zu schaffen.

Ziele/Fragestellungen

Primäres Ziel der Studie war die Verhinderung von Neueinsteigenden und die Reduktion der Zahl rauchender Auszubildender in der Pflegeausbildung. Sekundär sollte ein gesundheitsbewusster Lebensstil gefördert werden. Dabei sollte auf Basis bisheriger Maßnahmen ein neues zielgruppenspezifisches Konzept entwickelt und die Wirksamkeit des Konzepts in Bezug auf den Raucheranteil unter Pflegeauszubildenden überprüft werden. Ziel der Projektphase 1 (formative Evaluation) war es, ein Konzept zu entwickeln, hinsichtlich der Akzeptanz und Zufriedenheit von Pflegeauszubildenden zu prüfen. Ziel der zweiten Projektphase (summative Evaluation) war die Dissemination des Konzepts in weitere Pflegeberufsfachschulen sowie die Evidenzbasierung des Gesamtkonzepts durch den Vergleich der Effekte mit einer Kontrollbedingung ohne PA-TRES-Intervention.

Studiendesign/Methoden

Zunächst erfolgte die Entwicklung des Konzepts auf Basis von Gesprächen mit Schulleitungen, schriftlichen Befragungen von Lehrenden und Auszubildenden sowie zwei Fokusgruppen mit Auszubildenden. Die formative Evaluation wurde von Oktober 2013 bis Februar 2014 in drei Berufsschulklassen des Universitätsklinikums Würzburg durchgeführt und führte zu weiteren Anpassungen des Unterrichtskonzepts. Die summative Evaluation des Unterrichtskonzepts erfolgte von März 2014 bis Februar 2015 mittels clusterrandomisiertem, kontrolliertem Design in insgesamt 23 Berufsschulklassen für Pflegeberufe. Dazu wurden alle Auszubildenden der teilnehmenden Klassen mit standardisierten Instrumenten zur Baseline im Frühjahr (T1) und katamnestisch im Herbst 2014 (T2) sowie im Winter 2014/2015 (T3) schriftlich befragt. Erfasst wurden: Rauchverhalten (Konsum, Rauchstopp-Motivation), Stresserleben (selbstentwickelt), Belastung im Pflegeeinsatz (BGW, 2011), Stressbewältigungsstrategien (Brief Cope, Knoll, 2002), körperliche Aktivität (mod. nach Lippke & Vögele, 2006), Ernährungsqualität (Keller, 1998), Intention, Handlungs- und Bewältigungsplanung zu körperlicher Aktivität, gesunder Ernährung und Rauchen (nach Sniehotta et al., 2005).

Ergebnisse

Die Konzeptentwicklung ergab ein 12-stündiges Unterrichtscurriculum mit den Themen gesundheitsförderlicher Lebensstil (Bewegung, Ernährung, Rauchen), Raucherberatung sowie Stressbewältigung im Pflegeberuf. Dieses sollte während des Pflichtunterrichts durchgeführt werden. Flankierend wurde ein Tabakentwöhnungskurs „Rauch-Ende“ als freiwilliges Angebot entwickelt. Die Ergebnisse der summativen Evaluation ergaben, dass der Anteil der Rauchenden zum ersten Messzeitpunkt (N  =  460) mit rund 45 % deutlich über dem Anteil in der Gesamtbevölkerung lag. Die rauchenden Auszubildenden gaben an, fast täglich und im Durchschnitt pro Tag etwa 10 Zigaretten zu rauchen. Sie waren relativ gering motiviert zum Rauchstopp und suchten hierfür wenig professionelle Unterstützung. Zudem fühlten sich Rauchende bei der Stationsarbeit belasteter und nutzten ungünstigere Stressbewältigungsstrategien als Nichtrauchende. Rauchende ernährten sich ungesünder und waren weniger motiviert, sich gesund zu ernähren und Sport zu treiben, als Nichrauchende. Effekte der Intervention konnten auf fast keiner der untersuchten Zielgrößen nachgewiesen werden. Weder zum Rauchverhalten noch zu Ernährung, körperlicher Aktivität und Stressbewältigung zeigten sich Unterschiede im Wissen, Motivation/Volition und Verhalten zwischen Interventions- und Kontrollbedingung. Lediglich im Stresserleben zeigte sich bei der Interventionsgruppe eine geringere subjektive Stresshäufigkeit als bei der Kontrollgruppe. Verschiedene Faktoren könnten hier eine Rolle für die Erklärung der fehlenden Effekte spielen: Ein psychologischer Faktor ist z.  B. die Reaktanz der Rauchenden gegenüber dem Unterricht. Methodische Einschränkungen liegen insbesondere in den sehr späten Messzeitpunkten sechs und neun Monate nach dem PA-TRES-Unterricht, die zwischen Kontrollbedingung und Interventionsbedingung standardisiert werden mussten. Eine direkte Nachbefragung im Anschluss an den Unterricht hat nicht stattgefunden.

Schlussfolgerung

Rauchen scheint mit ungünstigem Lebensstil, höherem Stresserleben und ungünstigerer Stressbewältigung zusammenzuhängen. Die Themen des PA-TRES-Unterrichtskonzepts können das notwendige Wissen zur Verhaltensänderung in diesen Bereichen vermitteln. Eine kontinuierliche Einbettung der Themen in den Unterricht durch die Lehrenden der Schulen und flankierende verhältnispräventive Maßnahmen in den Berufsfachschulen erscheinen sinnvoll. Zum Zwecke der bundesweiten Dissemination des Konzepts wurden vielfältige Informationen für Auszubildende und sämtliche Unterrichtsmaterialien sowie ein Manual zum PA-TRES-Unterricht auf der Homepage www.pa-tres.de verfügbar gemacht. Eine Weiterbildung für Lehrenden wird im Rahmen einer Projektverlängerung entwickelt und evaluiert werden. Die enge Vernetzung mit den verhältnispräventiven Maßnahmen des parallelen Modellprojekts „astra“ wurde gebahnt.

Homepage: www.pa-tres.de

Manual: http://www.pa-tres.de/lehrkraefte/PA-TRES_Manual.pdf

Abschlussbericht

  Downloads
Deckblatt Abschlussbericht Der Abschlussbericht der ersten Phase des PA-TRES-Projekts (PDF, 1 MB)

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