Relax!
Wenn wir von Stress reden, dann meinen wir meistens etwas Schlechtes und Belastendes. Dabei kann Stress an sich sogar nützlich sein. Wenn wir eine Bedrohung wahrnehmen, sorgt die Stressreaktion unseres Körpers dafür, dass unser gesamter Organismus schnell aktiviert wird. Das kann in einigen Situationen sehr wichtig sein.
Wittchen et. al. (1995)
Stress sorgt also zunächst für
- hohe Konzentration,
- schnelles Entscheiden,
- schnelles Problemlösen,
- weniger Fehler
und ist damit eigentlich etwas Positives. Aber Stress hat eben noch eine andere Seite: Während er kurzfristig unsere Leistungsfähigkeit steigert, kann er sie auf lange Sicht vermindern.
Das heißt, es ist wichtig zu vermeiden, über eine längere Dauer unter Stress zu stehen. Der Pflegeberuf bringt aber eine Reihe von Faktoren mit sich, die Sie als Pflegekraft belasten können. Die Belastungen können verschiedene Ursachen haben, einige werden z. B. durch Patienten oder Arbeitskollegen verursacht. Es gibt aber auch Belastungen, die nicht Teil der eigentlichen Arbeitsaufgaben als Pflegekraft sind, sondern aus den Rahmenbedingungen entstehen, unter denen gearbeitet wird. Die Grafik zeigt einige dieser typischen psychischen Belastungen.
Organisationsbedingte, psychische Belastungen im Pflegeberuf, DAK-BGW Gesundheitsreport, 2005
Auch im PA-TRES-Projekt haben wir die teilnehmenden Pflegeauszubildenden gefragt, wodurch sie sich in ihrem Beruf belastet fühlen. Die Zahl der Patienten und die Unterbrechungen bei der Arbeit stellten dabei die größten Belastungsfaktoren dar.
Wenn solche Belastungen lange Zeit auf uns einwirken, kann das auch schlechte Folgen für unseren Körper haben. Krankheiten, die mit Stress in Zusammenhang stehen können, sind z. B.
- Schlafstörungen,
- Herz-Kreislaufsymptome (Herzrasen, Bluthochdruck),
- Antriebsmangel und Erschöpfung,
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen,
- Magen-Darmstörungen oder
- Schmerzsymptome (Kopf-, Rückenschmerzen).
Auswahl nach Kaluza (2004)
Was kann man tun, um solche Folgen von Stress zu vermeiden? Man benötigt „Stresskompetenz“. Das bedeutet die Fähigkeit, den eigenen Stress zu reduzieren. Es werden drei Arten von so genannter Stresskompetenz unterschieden:
1) Instrumentelle Stresskompetenz
Das Ziel hierbei ist es, schon die Entstehung von Stress zu verhindern. Dies soll durch (Arbeits-)Organisation und Vorausplanen erreicht werden. Das könnte für unsere Pflegeauszubildenden aus dem PA-TRES-Projekt heißen, dass die Zahl der zu behandelnden Patienten verringert wird oder die Auszubildenden während einer Tätigkeit seltener unterbrochen werden.
2) Mentale Stresskompetenz
Diese Kompetenz bezieht sich nicht auf die Rahmenbedingungen des Pflegeberufs, sondern auf unsere eigenen Bewertungen und Gedanken. Wir überprüfen und verändern ggf. hierbei unsere Einstellungen zu unserer Arbeit: Müssen wir denn immer alles perfekt machen? Freuen wir uns eigentlich noch über die positiven Dinge in unserem Beruf?
Das kann man übrigens üben: Suchen Sie zu den folgenden Gedanken eine andere Lösung, die weniger belastend wirkt. Unter den drei stresserzeugenden Gedanken haben wir dann ein paar Lösungsvorschläge für Sie.
a. „Am liebsten mache ich alles selbst.“
b. „Ich halte das nicht durch.“
c. „Es ist entsetzlich, wenn etwas nicht so läuft, wie ich will oder geplant habe.“
Vorschläge
zu a. „es ist toll ein gutes Team zu haben“ oder „gemeinsam arbeiten macht Spaß“
zu b. „ich habe schon vieles in meinem Leben geschafft“ oder „wie werde ich in zwei Monaten über die Situation denken?“
zu c. „Dinge können auch mal schiefgehen“ „es gibt mehrere Wege zum Ziel“
3) Regenerative Stresskompetenz
Hier geht es darum, Anspannung sowie innere Unruhe zu lösen und zu entspannen. Außerdem sollen die eigene Widerstandskraft gegenüber Belastungen erhalten und neue Energien aufgebaut werden.
Dies können Sie durch vielerlei Wege erreichen, z. B. durch regelmäßige Entspannungsübungen, regelmäßige körperliche Bewegung, gesunde und abwechslungsreiche Ernährung oder ausreichend Schlaf.
Angebote zu Stressbewältigung und Entspannung sind fast überall verfügbar. Schauen Sie einfach mal im Web, was z. B. Vereine oder die VHS in Ihrer Region anbieten. Manche Anbieter haben auch schon Kurse im Programm, die auch für Schichtdienstler und damit für Pflegekräfte geeignet sind.
Links
Wenn Sie noch weitere Informationen zu den Themen Stress und Entspannung haben möchten, besuchen Sie doch mal auf die folgenden Internetseiten:
- AOK - www.stress-im-griff.de
- AOK - www.aok.de/bundesweit/gesundheit/fitness-wellness-entspannungskurse-vor-ort-14918.php
- BEK - Ratgeber Entspannung
- BEK - Ratgeber Stress
- BZgA - www.bzga.de/themenschwerpunkte/ernaehrung-bewegung-stressregulation
Quellen
- Versorgungsmanagement, D. A. K. (2005). DAK-BGW Gesundheitsreport 2005 – Stationäre Krankenpflege. Hamburg: DAK.
- Kaluza, G. (2004). Stressbewältigung: Trainingsmanual zur psychologischen Gesundheitsförderung. Berlin: Springer.
- Wittchen et al. (1995). Hexal-Ratgeber Angst: Angsterkrankungen, Behandlungsmöglichkeiten. Basel: Karger